Am 26. August 2018 fand europaweit der Aktionstag #SAFEYOURINTERNET statt. Ich war dabei …

Europa

Zur EU Copyright Reform fand ein europweiter Aktionstag statt. Alle teilnehmenden Städte findest du auf saveyourinternet.today.

Eine gute Übersicht zum Thema hat Julia Reda zusammengestellt: EU copyright reform/expansion

Österreich

In Österreich hat epicenter.works in Wien, Graz und Innsbruck Aktionen durchgeführt.

Wien

In Wien habe ich als Vertreterin des Chaos Computer Club Wien eine kurze Rede gehalten:

Das Copyright benötigt eine Reform – keine Frage. Die vorliegende EU Copyright Reform ist jedoch eine Verschlimmbesserung. Sie schafft neue Probleme und verstärkt die bestehenden. Hier wird keine Lösung für das 21. Jahrhundert geschaffen.

Im Artikel 11 des Vorschlages wird ein neues Leistungsschutzrecht für Verleger geschaffen. Das Zitieren und Verlinken von Artikeln im Netz wird erschwert. Das Ziel ist mehr Geld für die Verlage.

Diesen Versuch gab es bereits in einigen Ländern. Was war der Ergebnis? In Spanien wurden News-Dienste eingestellt. In Deutschland haben die großen Player Gratislizenzen bekommen. Das Ziel „mehr Geld für die Verlage“ wurde nicht erreicht.

Was sind die Auswirkungen dieses Verlegerschutzrechtes?

  • HyperLinks ohne Vorschautexte und damit weniger Vernetzung – wer klickt auf einen nicht-sprechenden Link?
  • Einschränkung der freien Meinungsäußerung –
    Wortkombinationen, die als Schlagzeile verwendet wurden, sind geschützt
  • Einschränkung des Zugangs zu Informationen – im Zweifelsfall wird man nicht verlinken
  • Fake News können nicht mehr entlarvt werden – man kann sie nicht mehr verlinken, zitieren und die Falschmeldungen aufzeigen
  • Kleine Verlage verlieren an Sichtbarkeit – ihre Artikel werden nicht mehr verlinkt und gefunden
  • Bestehende Marktmacht on- und offline wird zementiert
  • Neue Geschäftsmodelle werden verhindert

Einen weiteren Versuch bestehende Probleme zu vergrößern, stellt der Artikel 13 des Vorschlages dar: alle Inhalte, die ins Netz gestellt werden, sollen vorab kontrolliert werden, damit keine Urheberrechte verletzt werden.

Klingt einfach, ist es aber nicht:

  • Wer entscheidet, was eine Urheberrechtsverletzung darstellt?
  • Wer entscheidet, wer das Urheberrecht hat?
  • Wer kennt alle Inhalte?

Dass dies nicht funktioniert, haben wir bereits gesehen: Im März dieses Jahres sperrt YouTube ein Video, dass die Urheberinnen selbst online gestellt hat. Wieso? Über das Video wurde in einem Fernsehbeitrag berichtet, und das automatische System von YouTube erteilte dem Fernsehsender das Urheberrecht. Not Heidis Girl

Die Prüfung der Inhalte ist aufwendig und fehlerbehaftet. Um Inhalte abgleichen zu können, muss man alle Inhalte kennen. Eine Handvoll Firmen weltweit hat die Ressourcen Upload-Filter zu betreiben. Alle anderen werden auf die Services dieser Firmen zurückgreifen müssen, um Inhalte zu überprüfen. Damit wird eine zentrale Zensurinfrastruktur geschaffen.

Was sind die Auswirkungen der Upload-Filter:

  • Einschränkung des freien Ausdrucks – Parodien und Remix werden verhindert
  • Firmen treffen rechtliche Entscheidungen zum Urheberrecht
  • neue Geschäftsideen werden verhindert – was der Filter nicht kennt, wird er im Zweifelsfall blockieren
  • die aufgebaute Infrastruktur kann jederzeit für Zensur verwendet werden
  • Community Projekte wie Wikipedia werden verhindert

Der EU-Vorschlag schafft neue Probleme statt alte zu lösen.

Stellen wir uns vor, wie das Internet heute aussehen würde, wenn diese “Reform” vor 20 Jahren verabschiedet worden wäre:

  • keine News-Services
  • keine Wikipedia
  • keine Blogs

Die Welt würde anders aussehen. Wollen wir das? NEIN! Daher STOP dieser EU Copyright Reform!

Wir brauchen eine Reform des Copyright!

Aber diese Reform sollte:

  • die Kreativität und Meinungsfreiheit nicht einschränken
  • künftige Community Projekte und Business Modelle ermöglichen
  • verhindern, dass Kinder wegen Urheberechtsverletzungen bei Schulreferate verurteilt werden
  • Platz für zukünftige Entwicklungen lassen

#SAFEYOURINTERNET